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Freisprechung 2024

Fotos Christian Boldt
Fotos Christian Boldt

Innung für Elektrotechnik feiert seine 28 neuen Pioniere. Feierlicher Abschluss in der Jobelmann-Schule: Obermeister Olaf Roitsch würdigt Auszubildende und betont den Wandel in der Branche

 

26.01.2024. Jobelmann-Schule Stade, Innung für Elektrotechnik Stade. Obermeister Olaf Roitsch führte mit seiner gewohnt lockeren Art in die Veranstaltung ein, machte aber direkt deutlich, was ihm am wichtigsten ist: „Ich begrüße unsere Hauptakteure an diesem Abend: Unsere Auszubildenden!“ Dabei nimmt er sich fest vor, diese Betitelung am Ende des Abends durch einen anderen Begriff zu ersetzen. Im Speziellen hebt er noch hervor, wie froh er ist, dass sich unter den Absolventen wieder einmal zwei weibliche Azubis befinden und „die Männerdomäne langsam bröckelt.“ Er übergibt an den Gastredner, Schulleiter der Jobelmann-Schule Dieter Janzen.


Der Obermeister

 

Ausbildungsabschluss in bewegten Zeiten: Roitsch ermutigt mit klaren Worten und lädt zum Feiern ein

„Sie haben Ihre Ausbildung in einer sehr bewegten Zeit begonnen und heute nach vielen Höhen und Tiefen abgeschlossen. Es habe sich gelohnt, für einen Gesellenbrief zu kämpfen, auch wenn man es vielleicht nicht gleich bei ersten Mal geschafft habe. „Verlieren Sie das Ziel nicht aus den Augen.“ Er gibt da ganz praktische Tipps an die Hand: „Tief durchatmen, kurz innehalten, klaren Kopf bekommen und seinen eigenen Weg wiederfinden.“ Und fügt eins seiner altbewährten Sprichwörter von Oscar Wilde hinzu: „Am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch nicht das Ende.“ Er übergibt den jungen Gesellen ein besonderes Geschenk: „Genießen und feiern Sie das Leben.“ Mit Freikarten für den Musikladen Heinbockel lädt Obermeister Olaf Roitsch zum Schwofen ein. 

 


Der Schulleiter

Schulleiter Dieter Janzen: Stolze Worte für angehende Handwerker - Eine gute Wahl für eine erfüllte berufliche Zukunft

Schulleiter Dieter Janzen machte es vielen Handwerkern gleich und startete in seine Grußworte mit „Ich habe nicht viel Zeit,“ trotz Anschlusstermin nahm er sich die Zeit, zu den jungen Zuhörern zu sprechen. „Sich vor 3,5 Jahren für das Handwerk entschieden zu haben, war definitiv eine gute Wahl,“ bringt er auf den Punkt und führt eine Studie der IKK zur Zufriedenheit im Job an. Diese sagt, 80% der Handwerker*innen seien glücklich in ihrem Job, das läge deutlich über dem bundesdeutschen Schnitt von 55%. „Das ist traurig für die anderen, aber gut für Sie.“ Das läge, an der Kombination aus „Arbeit mit Kopf, Herz und Hand.“ Dieses vermute er nicht nur, das wisse er, denn er ist gelernter Elektroinstallateur und in einem Handwerksbetrieb aufgewachsen ist. „Seien Sie stolz auf sich, wir sind es.“

 


Der Lehrlingswart

Günther Bösch: Stolz auf seine Elektro-Talente - Prüfung als Sprungbrett in eine zukunftsorientierte Branche

Günther Bösch schaut auf „seine“ Absolventen und ist stolz, so viele durch die Prüfung begleitet zu haben, mit dem Ergebnis „vielen den Gesellenbrief übergeben zu dürfen.“ Der Prüfungsausschuss kämpfe um jeden einzelnen und weiß um die individuellen Herausforderungen für manch einen „Wir sehen euch. Und wir schauen auch „dahinter“, bekräftigt er. Doch die Prüfung sei nicht ohne Grund eine „Prüfung“. „Wer sich über die 3,5 Jahre sichtlich Mühe gegeben hat, wird es auch schaffen“, wem es die Mühe nicht wert war, müsse die Wertschätzung für diesen Beruf vielleicht für sich noch herausfinden. Er bitten alle, am Ball zu bleiben, denn „kaum eine andere Branche unterliegt einem rascheren Wandel mit neuesten Technologien und gesellschaftlichen Veränderungen.“  

 


Das Team: Lehrer, Prüfungsausschussmitglieder und Innungsvorstand feiern „ihre“ Gesellen*innen Jahr um Jahr mit einem dem Anlass würdigen Fest.  

 


Die Innugsbesten


Vom Opa inspiriert: Angelina setzt auf Elektro und mahnt zur Wertschätzung des Handwerks

 

Angelina Pikos, 21, Buxtehude, Abitur Elektroniker/-in;Energie- und Gebäudetechnik, Wahl ElektroTechnik GmbH Stade

Dem Opa über die Schulter geschaut – das Elektro-Fieber hat Angelina bereits in jungen Jahren gepackt. „Bei uns zu Hause wurde viel mit den eigenen Händen gewerkelt, im Garten oder im Haus und ich war immer mittendrin,“ beschreibt sie und fügt hinzu „mein Opa ist selbst Elektriker, da habe ich die Begeisterung geerbt.“ Ihre Eltern bestärken sie: Mach doch Elektro, wenn es dich interessiert. Gesagt, getan. Angelina sieht durch ihre Ausbildung immer mehr die gesellschaftliche Notwendigkeit ihres Berufes: „Nix geht mehr ohne Strom.“ Sie empfiehlt jeden, sich mal umzusehen und das Selbst-Experiment zu starten, ohne Strom zu leben. „Wenn es keine Menschen gibt, die sich um die Energie kümmern, stehen wir im Dunkeln.“ Sie prangert auch klar an, dass ihre Generation sich klar machen muss, was es für Konsequenzen hat, wenn das Studium als das einzig Wahre angesehen wird: „Ich verstehe gar nicht, warum eine Ausbildung bei vielem – auch Eltern - so abwegig erscheint. Handwerk ist eine so sinnhafte Arbeit, die glücklich und zufrieden macht und einfach gut bezahlt wird. Wenn man einen passenden Betrieb gefunden hat, ist das wie eine zweite Familie. Was kann man sich denn mehr wünschen?“


Elektro-Begeisterung und Durchstarten: Amer Koubshs Handwerksreise von der Schulbank zum Gesellenstand.

Amer Koubsh, 23, Steinkirchen, NDB technische Systeme Stade-Ottenbeck.

Amer Koubsh hat sich vom seinem Leistungskurs Physikunterricht inspirieren lassen. „Auf dem Gymnasium hatten wir Elektrotechnik als Lerninhalt. Da wusste ich, das will ich machen.“ Er war so begeistert, dass er kurzerhand entschloss von der 12. Klasse in die Ausbildung zu starten. Mit 15 kam er ohne Familie und Freunde aus Syrien nach Deutschland. Er stieg sofort ins Gymnasium ein. „Das war alles nicht ganz einfach, aber da alle mit mir deutsch und ein ganz wenig englisch gesprochen haben, habe ich es zwangsläufig sehr schnell gelernt.“ Mit 17 kam er bei Pflegeeltern unter, die ihn durch die 3,5-jährige Ausbildung begleitet haben, Nun steht er als Handwerksgeselle mit beiden Beinen im Leben, lebt mit seiner Freundin in seiner ersten eigenen Wohnung in Steinkirchen und peilt für seine Zukunft noch viel mehr an: „Wenn ich träumen könnte würde ich vielleicht gerne nochmal studieren oder den Meister machen,“ mit seiner Begeisterung für die Elektrotechnik  und dem starken Willen sind diese Träume sicherlich nicht unrealistisch. Für ihn steht das Handwerk ganz oben im Kurs, denn „ ich brauche die körperliche Arbeit, muss mich bewegen außerdem sieht man, was man geschafft hat.“ Dem sportliche 23-Jährigen wird bei seinem Beruf nie langweilig, es sei herausfordernd und „motiviert mich jeden Tag.“ Besonders das Herz der Elektrotechnik  - die Verteilung – hat es ihm angetan, „Wenn da alles stimmt, läuft alles.“